Die vergessenen Konkubinenfriedhöfe

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Die chinesischen Kaiser aller Dynastien führten einen Harem, den sie Seitenhof nannten. Einmal im Jahr wurden Kandidatinnen im Alter zwischen 13 und 20 Jahren aus guten Familien im ganzen Land ausgewählt. Sie wurden von Eunuchen nach Schönheit, Gesichtsausdruck und Benehmen ausgesucht. Viele Familien boten ihre Töchter dem kaiserlichen Hof an, dann waren sie sicher, dass sie gut versorgt waren. Zuerst kamen sie als Hofdamen in den kaiserlichen Haushalt. Kamen sie beim Kaiser gut an, so wurde ihnen ein Rang verliehen.

Die Titel waren:

Guifei 贵妃 kaiserliche Nebenfrau vom höchsten Rang

Gongfei 恭妃 ehrerbietige Konkubine

Xianfei 贤妃 tugendhafte Konkubine

Shufei 漱妃 nette Konkubine

Jingfei 敬妃 hochgeschätzte Konkubine

Shunfei 顺妃 gehorsame Konkubine

Lifei 丽妃 schöne Konkubine

Chongfei 充妃 reiche Konkubine

Chengfei 成妃 vollendete Konkubine

Jeder Rang konnte mehrfach belegt werden. Dadurch war die Anzahl der Konkubinen am kaiserlichen Hof auch schwer nachzuvollziehen. Der Rang einer Konkubine brachte auch für die Familie Vorteile. Die Väter und Brüder bekamen hohe Posten. Während 1961 die Ming-Gräber unter staatlichen Denkmalschutz gestellt wurden, bedachte man nicht die Konkubinen- und Prinzengräber, die fast alle im Westen der kaiserlichen Grabanlage in Changping angelegt worden waren. Von vielen dieser Grabstätten sieht man nur noch einige kümmerliche Reste, denn die Bauern bedienten sich an den Ruinen, um Baumaterial für ihre Häuser zu gewinnen. In vielen Gebäuden der Dörfer findet man noch Steine, denen man ihre Herkunft aus einem Grab ansehen kann. Das Gelände, auf welchem man diese Gräber errichtete, dient heute den Bauern für den Gemüseanbau. Das Grab einer Konkubine ist ähnlich angelegt wie ein Kaisergrab, aber statt gelbe Ziegel, die nur dem Kaiser vorbehalten waren, hatten die Konkubinengräber grüne Dachziegel.

Das Daoling

Das Daoling liegt in der Höhe vom Siling im Dorf Daolingjian. Wenn man die Straße von Süden kommt und durch das Dorf Tailingyuan fährt, liegt es auf der linken Seite. Man sieht von der Straße her deutlich die Mauern. Das Grab war 86 Meter breit und 169 Meter lang.

Im Jahr 1995 mit unseren Fahrrädern

Das Tor ist nicht mehr vorhanden, aber aus den Fundamentsteinen ist zu schließen, dass früher ein Tor von 18 Metern Breite dort vorhanden war, links und rechts vom breiten Eingangstor müssen noch zwei kleinere Türen gewesen sein. Etwa zehn Meter vom Eingang entfernt befinden sich 18 Fundamentsteine, die früher zu einer Opferhalle gehört haben. Davor sind links und rechts Fundamente von Seitenhallen zu je drei Buchten. Gleich hinter der Opferhalle steht der Stein-Altar von 2,50 Metern Länge. Die drei Opfergefäße, bestehend aus einem Weihrauchgefäß, einem Kerzenhalter und einer Vase, liegen auf dem Boden. Um den Altar herum sind ebenfalls Fundamentsteine zu sehen. Dahinter schließt sich der Erdhügel an, der über vier Meter hoch und vollständig und mit alten Kiefern bewachsen ist. Die Umfassungsmauern sind teilweise zerstört; fast sieht es so aus, als hätten Bauern sie niedergerissen, um den Weg vom Dorf zu ihren Feldern abzukürzen. Hinten ist keine ovale Schatzmauer. Als ich eine Bäuerin nach dem Namen dieses Grabes fragte, antwortete sie, dies sei das Daoling. Ich habe nicht nur Reste von grünen, sondern auch von gelben Dachziegeln gefunden. Den Namen Daoling habe ich auch auf mehreren Strommasten in der Nähe gefunden. In alten Berichten habe ich die Namen von den Konkubinen gefunden: Chen, Wen und Lu. Mit dem Bau des Grabes wurde 1528 begonnen. Damals starb die Konkubine Chen des Kaiser Jiajing. Sie wurde 1567, als der Kaiser starb, ins Yongling umgebettet.Als die Konkubine Chen Guifei im Jahr 1581 starb, wurde sie im leerstehenden Daoling beigesetzt. Später folgte die Konkubine ersten Grades Wen und die Konkubine fünften Grades Lu.

Das Grab der zwei Prinzen und vier Konkubinen

In diesem Grab im Au’er Tal, so schrieben die Inspektoren, sollen vier Konkubinen und zwei Prinzen begraben sein. Alle waren Angehörige des Hofes von Kaiser Jiajing, der im Yongling begraben liegt. Das Grab liegt etwa 50 Meter vom Daoling entfernt und wurde 1540 gebaut, als die Konkubine Yan Guifei starb. Vom Eingangstor ist nichts mehr vorhanden, sieben Meter hinter dem Tor steht ein Wandschirm mit rotem Putz, der fast fünf Meter breit ist. Dahinter stehen eine Grabsäule und der Altartisch.

Im hinteren abgerundeten Teil erheben sich fünf Grabhügel, zwei vorne und drei hinten. Vorne liegen die Konkubinen Yang und Ma, hinten liegt auf der linken Seite der Prinz Ai Chong, in der Mitte die Konkubinen Yan und Wang, rechts liegt der Prinz Zhuang Jin.

Das Grab der tugendhaften Konkubine Xianfei

Dieses ist ein Einzelgrab für die Konkubine dritten Grades mit Namen Chen. Es liegt etwas 500 Meter nördlich vom Grab der zwei Prinzen und vier Konkubinen. Hier gibt es nur Spuren von zwei Eingangtoren, gleich hinter dem Eingang soll ein Wandschirm gestanden haben. Etwa 20 Meter weiter liegt der zwei Meter lange Altartisch zerbrochen auf dem Boden. Fundamente auf der linken Seite lassen auf eine Seitenhalle schließen. Die Außenmauern sind verfallen. Überall habe ich Reste von grünen Ziegeln gefunden. Im halbrunden hinteren Teil liegt der über drei Meter hohe Grabhügel der Konkubine Chen. Quer durch die Grabstätte verläuft ein ausgetrocknetes Flussbett.

Die vier Konkubinen von Wanli

Hundert Meter nördlich liegt ein weiterer Friedhof, der schwer zu finden ist. Erst auf dem Luftbild, das in einer Halle im Zhaoling hängt, habe ich dieses Grab gefunden. Fast alle Mauern sind verfallen, aber überall sieht man steinerne Reste, so dass man eine Vorstellung bekommt, wie es mal ausgesehen haben könnte. Im Eingang stehen noch die Fundamente der Torsäulen. Etwas 25 Meter nach dem Eingang liegen die Pfeiler, wahrscheinlich einer Opferhalle, die auf eine Breite von drei Buchten schließen lassen. In den Geschichtsbüchern habe ich auch von einer Opferküche und Opferlage, beide 14 Meter lang, gelesen, habe aber keine Fundamente gefunden.

Der zweite Innenhof liegt etwas höher, hier steht zwischen Pfirsichbäumen der steinerne Altartisch, aber die Opfergeräte sind nicht mehr zu finden. Auch ein Teil einer Stele liegt in mitten von Obstbäumen, eindrucksvoll graviert mit Drachen und Phönix, die mit einer Perle spielen. Hinter dem drei Meter hohen Grabhügel konnte ich noch deutlich Fundamente von einer zweiten Mauer finden. Beide Mauern sind nach hinten oval abgerundet. Zerbrochene grüne Dachziegel liegen überall verstreut herum.

Wan niang fen

In der Nähe vom Zhaling liegt weiteres Grab, es heißt Wan Niang Fen, es ist die Ruhestätte der Konkubine Wan. Sie war die Konkubine ersten Ranges von Kaiser Chenghua, der im Maoling begraben liegt. Wan Shen’er kam aus der Provinz Shandong und wurde im Alter von vier Jahren ausgewählt, im Kaiserpalast zu dienen. Der Kronprinz Zhu Jianshen fand Gefallen an der 17 Jahre älteren Frau. Sie war eine besondere Schönheit und klug genug, diese zur Geltung zu bringen. 1466 stieg sie zur kaiserlichen Konkubine auf, weil sie dem Kaiser einen Sohn gebar. Sie starb im Jahr 1487 im Alter von 59 Jahren, im gleichen Jahr gab Kaiser Chenghua den Bau des Grabes in Auftrag.

Von der rechteckige Grabstätte mit 138 Metern Breite und fast 200 Metern Länge ist nur noch wenig vorhanden. Das Grab hatte früher vier Eingänge, heute ist das sechs Meter breite mittlere Eingangstor gleichzeitig der Eingang zum Dorf. Die äußeren Mauern sind zum Teil über vier Meter hoch und einen Meter dick.

Heute ist der Innenhof vollständig von dem Dorf in Besitz genommen. Die Mauer und das Tor ist erhalten geblieben. Alte Hütten stehen im Hof und neue Häuser werden immer noch gebaut. Zwischendurch findet man überall Zeichen einer Grabstätte, so ragen die Fundamente der Opferhalle zwischen Gemüsebeeten aus dem Boden. Ich habe 22 Pfeiler gezählt.

Am hinteren Ende des Dorfes ist wieder ein Tor, von hier aus geht es auf den runden Grabhügel, der terrassenförmig angelegt ist. Gleich hinter dem Tor steht eine zwei Meter hohe Geisterwand, 5,45 Meter breit und über einen halben Meter dick. An den Ecken ist sie mit gelben Kacheln verziert, oben schließen das angedeutete Dach mit grünen Ziegeln ab. Gleich dahinter steht eine Stele, die Kaiser Jiajing im Jahr 1538 in Auftrag gegeben hatte. Im oberen Teil sind zwei Phönixe eingraviert, aber keine Schriftzeichen zieren die Stele. Der zwei Meter lange Steinaltar steht direkt dahinter, die Opfergeräte sind verschwunden. Der ganze Grabhügel ist mit Pfirsichbäumen übersät. Im Herbst 1944 wurde das Grab der Konkubine Wan ausgeraubt. Ein Mann namens Cheng Laoliu aus dem Dorf Changling Yuan heuerte hundert Männer an; gemeinsam gruben, meißelten und sprengten sie drei Tage lang, dann durchstießen sie das Dach der Grabkammer. Es wurden sechs Pferde gebraucht, um die Grabbeigaben abzutransportieren. Jedes Mitglied der Bande bekam eine Unze Gold und 20 Perlen. Während die Offiziere mit einem Goldgefäß belohnt wurden, steckte sich Cheng den Löwenanteil ein. Drei Tage nach dem Raub heiratete Cheng, seine Braut trug den goldenen Kopfschmuck der Konkubine Wan. Sechs Monate später starb er im Gefecht mit den Guo Min Truppen und seine Frau wurde verschleppt.