Zwei Brunnen für 32 Konkubinen

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Der Kaiser 永乐 Yongle wurde 1424 im 长陵 Changling begraben. Es war Sitte, dass seine Konkubinen ihm in den Tod folgten. Jeweils 16 Frauen mit dem dritten Rang der 贤妃 Xianfei sollen im 东井 östlichen und 西井westlichen Brunnen begraben sein. „Brunnen“ hießen diese Gräber, weil der Tunnel zum Grab senkrecht nach unten ging.

Opferhalle des Changling


Der Westliche Brunnen
Der westliche Brunnen liegt zwischen dem 定陵 Dingling und 昭陵 Zhaoling. Ein Pfad durch Persimonenplantagen führt vom Dingling dorthin. Ich fand nur das Fundament einer Opferhalle, von drei mal zwei Buchten. Um das Jahr 1490 soll die Opferhalle noch restauriert worden sein. Links und rechts sind noch Reste von einer Mauer.

Mauerreste vom westlichen Brunnen

Im zweiten Innenhof stand eine Stelle vor dem Grabhügel. Hinter dem eigentlichen Grab gab es noch eine zweite Mauer. Die Bauern nutzen auch diesen Teil und haben Terrassenfelder angelegt.


Der östliche Brunnen
Ich habe den östlichen Brunnen bei meinem ersten Besuch nicht gefunden, er sollte beim Deling liegen am Fuße des Mantou Berges. Das nächste Mal fuhr ich zuerst zum Marktplatz im 德陵园 Delingyuan. Dort fragte ich einige Leute, aber niemand wollte Auskunft geben. Dann kam eine alte Bäuerin, sie würde den Dongjing kennen. Mit viel Überredungskunst konnten wir sie dazu bringen, in unserem Auto mitzufahren, um uns den Weg dorthin zu zeigen. Wir fuhren durch die engen Gassen des Dorfes und plötzlich endete die Gasse vor einer Mauer.
Nun war mir klar, warum ich das Grab nicht auf Anhieb gefunden hatte. Die Mauern des Friedhofes wurden als Rückwände für die Häuser benutzt.
Der Innenhof des Grabes steht voll von Persimonenbäumen. Die Fundamente am Eingang lassen auch hier auf ein dreifaches Eingangstor schließen. Im ersten Innenhof muss eine Opferhalle und zwei weitere Hallen gestanden haben. 17 Fundamentsteine liegen zerstreut zwischen den Obstbäumen.


Im zweiten Innenhof steht eine Stele ohne Inschrift, im oberen Teil sind zwei Phönixe eingraviert, aber nichts deutet auf eine Inschrift hin. Zwölf Meter hinter der Stele schließt sich der gemauerte Grabhügel an. Davor liegen noch Steine, die auf eine halbrunde Mauer deuten.


Aus der Zeit Yongles beschrieb eine Koreanerin ihre letzten Stunden und ließ den Brief ihrer Mutter übermitteln. Nach dem Tod des Kaisers wurden sie zu einem gemeinsamen Essen eingeladen. Danach mussten sie sich unter Aufsicht aufhängen, die Eunuchen stießen dann den Stuhl weg.
Kaiser Zhengtong, der Urenkel von Yongle, brach mit der alten chinesischen Tradition, dass die Konkubinen gezwungen wurden, den toten Kaiser ins Grab zu folgen.