Bernhard Döpke wurde am 2. Oktober 1889 in Oldenburg geboren. Seine Eltern wohnten in der Schulstraße im Stadtteil Osternburg, doch Bernhard wuchs bei den Großeltern im Kloster Blankenburg, einem ehemaligen Dominikanerinnen-Kloster aus dem 13. Jahrhundert, auf. Der Großvater war als Aufseher der Heil- und Pflegeanstalt im Kloster beschäftigt und hatte eine Dienstwohnung. Bernhard berichtete später seinen Kindern vom langen, beschwerlichen Schulweg vom Kloster bis zur Schule in Osternburg. Seine beiden jüngeren Geschwister Emma und Fritz hatten es bequemer, sie lebten im Elternhaus, das gegenüber der Schule stand. Nach dem Schulabschluss wurde Bernhard von der Familie der Besuch eines Lehrerseminars in Hankhausen bei Rastede nahegelegt. Sein Onkel war zu jener Zeit dort Rektor und verschaffte ihm einen Ausbildungsplatz. Aber Bernhard Döpke gefiel es nicht unter der Aufsicht seines Onkels; so entschied er sich, eine Lehre als Einzelhandelskaufmann zu beginnen. Auch in dem Kolonialwarengeschäft in Hankhausen fühlte er sich nicht glücklich, deshalb meldete er sich im Alter von 19 Jahren bei der Kaiserlichen Marine. Seine aktive Dienstzeit begann am 1. Februar 1909 in Bremerhaven, dort wurde er als Minensucher ausgebildet.
Nach einer zweijährigen Ausbildungszeit meldete er sich für einen Einsatz nach Ostasien und so fuhr er mit einem Transport-Dampfer über Suez, Colombo, Singapur nach Hongkong. Die Fotos, die er hinterlassen hat, bestätigen die verschiedenen Orte auf seiner Fahrt nach Ostasien. Ob Döpke sich im Frühsommer 1911 in Hongkong beim Korvettenkapitän Felix Meersmann meldete und seinen Dienst auf der „Iltis II” antrat oder in Shanghai ist unbekannt. Auf jeden Fall hatte er einen mehrtägigen Aufenthalt in Hongkong, so schoss er Fotos von den Booten, die während eines Taifuns zerstört wurden.
Die „Iltis II“ kreuzte zu dieser Zeit an der Ostküste Chinas von Tsingtau über Shanghai und Foochow (Fuzhou) und befand sich im April und Mai im Perlriver-Delta zwischen Canton (Guangzhou) und Hongkong. Ab dem 11. Mai dampfte die „Iltis“ in Richtung Shanghai und nach einem viertägigen Aufenthalt in der Metropole ging Döpkes erste Fahrt über den Jangtsekiang und besuchte Nanking (Nanjing), Tschinkiang (Zhenjiang), Hankou (Wuhan) und Ytschang (Yichang). In jeder Stadt machte er Aufnahmen von der Umgebung. Er hatte freie Zeit, um interessante Touristenorte kennenzulernen, aber auch Bauernhütten und Reisfelder waren für ihn wertvolle Motive.
Viele Jahre später berichtete er, dass er eine sehr angenehme Zeit in China hatte. Die Mannschaft der „Iltis“ wäre in dieser Zeit nie in kriegerische Auseinandersetzungen involviert gewesen. So gab es ein Wettrudern mit den Beibooten auf dem Fluss. Gemeinsam mit Amerikanern und Engländern, die auch auf dem Jangtse kreuzten, trugen sie ein sogenanntes 12-Meilen-Strom-Rennen aus. Die Deutschen gewannen fast immer, was auf der ”Iltis” mit Germania-Bier aus Tsingtau gefeiert wurde. Als die Amerikaner und Engländer sich beschwerten, die Deutschen könnten nur gewinnen, weil sie die besseren Boote hätten, bot die Besatzung der „Iltis” einen Tausch der Boote an. Doch sie gewannen trotzdem.
Anfang August lief die „Iltis II“ Shanghai an und von dort ging es über das Gelbe Meer nach Tsingtau. Döpke muss von Anfang an diese deutsche Musterstadt geliebt haben. Noch im hohen Alter erzählte er oft von Tsingtau.Vom Hafen und der Werft. Von dem Geschäftsviertel und den deutschen Gebäuden an der Friedrichstraße. Eine Woche (vom 2.9. bis 8.9.1911) blieb die „Iltis“ und die Besatzung in Tsingtau. Das Schiff wurde in der Werft überholt.
Die Besatzung nutzte diese Zeit mit dem Besuch des Seemannshaus an der Friedrichstraße; doch Bernhard Döpke wanderte in dieser Zeit im Laoshan-Gebirge. Am 8. September ging der Kreuzer auf große Fahrt nach Japan, nach Yokohama (19.9. bis 24.9.) und Nagasaki (28.9. bis 30.9.) und Anfang Oktober wurde für zwei Tage Station in Tsingtau gemacht. Danach ging es nach Shanghai. Von dort ging die Fahrt ab dem 16. Oktober wieder über den Jangtse-Fluss und vom 18. bis 20. kreuzte die „Iltis“ vor Nanking.
Schon am 10. Oktober begann in Wuchang ein Aufstand von Rebellen einer neuen Armee. Diese Krawalle gingen als Xinhai-Rebellion in die Geschichte Chinas ein. Grund dafür war die Explosion eines Munitionslagers, doch schon vor Jahren hatte die kaiserliche Regierung in Peking jeden Rückhalt verloren. Im ganzen Land fand eine Umwälzung statt. Wuchang, Hankou und Hanyang als Drillingsstadt (heute Wuhan) waren das Zentrum der Revolution.
Die Kanonenboote der Ausländer zeigten ihre Präsenz auf dem Jangtze, die westlichen Mächte mischten sich aber nicht in die innerchinesischen Angelegenheiten ein. Aber im Notfall holten sie ihre Bürger aus dem Kampfgebiet.
Am 11. Oktober setzten die Revolutionäre eine Militärregierung für die Provinz Hubei ein, kurz darauf sagten sich 15 von insgesamt 24 Provinzen von der Zentralregierung in Peking los und erklärten sich als unabhängig. Noch im Oktober 1911 wurde General Li Yuanhong zum Gouverneur der Provinz Hubei ernannt. Trotz der anhaltenden Kämpfe plante das deutsche Kreuzergeschwader wegen des Niedrigwasser im Jangtse nur ein Kanonenboot vor Hankou zu belassen. Die deutsche Vereinigung bat darum, auch die Kreuzer „Iltis und „Luchs“ vor Hankou zu lassen.
Hankou gehörte zu den ersten Hafenstädten am Jangtse, die China als sogenannte Treaty ports im Jahr 1861 für die Ausländer öffnen mussten. Die Britische Regierung baute eine Konzession direkt am Ufer des Jangtse, ab Oktober 1895 entstand eine deutsche Konzession und 1899 gründete die Deutsch-Asiatische ihre Niederlassung. Deutsche Firmen wie Arnhold, Karberg & Co., Carlowitz & Co. und Siemssen & Co. hatten dort Niederlassungen.
Neben England, Italien, Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Frankreich Spanien hatte auch das Deutsche Kaiserreich einen Konsul entsandt.
Die deutsche Polizei und eine Freiwilligen-Kompanie sicherte die deutsche Gemeinschaft in Hankou.
Bei diesem großen Umbruch in China war auch der Oldenburger Bernhard Döpke ganz nah dabei. Er beobachtete und fotografierte. Die Kreuzer „Gneisenau“ und „Scharnhorst“ schickten Matrosen mit Maschinengewehren an Land.
Döpke beobachtete die Menschen in der Friedrichstraße und fotografierte deutsche Barrikaden. Und er machte Aufnahmen im Lazarett mit chinesischen Verwundeten und sah japanischen Ärzten bei den Operationen zu. Vor den Kämpfen lächelten die Rebellen in seine Kamera..
Bis zum großen Brand am 31. Oktober machte er täglich Aufnahmen. Aber danach gab es keine Bilder mehr vom Kampfgeschehen.
Die „Iltis II“ blieb bis zum 12. März 1912 vor Hankou. In dieser Zeit war in China viel geschehen. Am 29. Dezember 1911 wurde Sun Yatsen zum provisorischen Präsidenten der Republik gewählt. Am 12. Februar 1912 dankte der erst sechsjährige chinesische Kaiser Puyi ab. Am 10. März wurde Yuan Shikai als erster Präsident vereidigt.
Döpkes Fahrt mit der „Iltis“ im April 1912 führte ihn wieder nach Tsingtau. Für ihn war es der letzte Besuch, denn nach einigen Tagen ging es wieder nach Shanghai und weiter südlich nach Foochow (Fuzhou) und Swatow (Shantou). Und noch eine letztes Mal kreuzte Döpke mit der „Iltis“ auf dem Jangtse bis Hankou. Am 17. Juli endete für Bernhard Döpke die China-Zeit und er fuhr wieder mit einem Dampfer zurück nach Bremerhaven. Döpke hinterließ viele Fotos von der Revolution am Jangtse, selten gab es Fotos von Kollegen und der Mannschaft.
Ab Herbst 1912 war er wieder in Bremerhaven tätig, regelmäßig fuhr er nach Oldenburg, im Oktober 1916 verlobte er sich mit Marie Barkemeyer aus Osternburg und am 20. Dezember 1918 wurde die Hochzeit gefeiert.
Bernhard Döpke beendete seinen Dienst bei der Marine am 10. September 1920. Anschließend arbeitete er als Heizungsmonteur bei der Firma Lengemann und Eggers in der Gottorpstrasse in Oldenburg.
Bis zu seinem Tod am 7. Mai 1966 verfolgte er die Ereignisse in China und Tsingtau. Oft zog er sich mit seinen Fotoalben aus Fernost zurück und erinnerte sich eine besondere Zeit in China. Ganz sicher hat Bernhard Döpke von der Versenkung der S.M.S. „Iltis II” am 28. September 1914 in der Hafeneinfahrt von Tsingtau erfahren.
Benutzte Quellen:
- Otto Langels: Alles begann mit dem Aufstand von Wuchang, Deutschlandfunk, 2011
- Eberspächer, Cord: Die deutsche Yangtse-Patrouille, Deutsche Kanonenbootpolitik in China im Zeitalter des Imperialismus 1900-1914, Verlag Dr. Dieter Winkler, Bochum 2004
- The Directory & Chronicle for China, Japan, Corea, Indo-China, Straits Settelments, Malay States, Siam, Netherlands India, Borneo, the Philippines & C. for the year 1913, The Hongkong Daily Press Office, Hongkong
- Nottelmann, Dirk, Wischmeyer: Das Kanonenboot ILTIS (II) – seine Vorgänger und Nachfolger, Verlag Arbeitskreis Historischer Schiffbau e.V. Bremerhaven 2018
- Familienarchiv Döpke