Der erste Gottesdienst im Schutzgebiet Tsingtau im Jahr 1898 fand in der Reitbahn der Matrosenartilleriekaserne statt, so berichtete es Pfarrer Richard Wilhelm. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau einer Kapelle an der Bismarckstraße direkt neben der Knabenschule begonnen.
Die evangelische Gouvernementskapelle wurde am Heiligabend des Jahres 1899 eingeweiht. Richard Wilhelm hielt die Weiherede. Die Weihnachtspredigt hielt Carl Johannes Voskamp. Das Gebäude soll erst um 1991 abgerissen worden sein.
Die evangelische Gemeinde in Tsingtau wuchs schnell und die Kapelle wurde zu klein. So plante man bereits ab 1904 den Bau einer neuen Kirche auf dem Hügel an der Bismarckstraße. Der Tsingtauer Baudirektor Karl Strasser veröffentlichte in den „Tsingtauer Neuesten Nachrichten“ eine Ausschreibung. Architekten, die ihren Wohnsitz in Ostasien hatten, wurden gebeten, Entwürfe für eine evangelische Kirche einzureichen. Gewinner des Wettbewerbs war der in Tsingtau wohnende Architekt Curt Rothkegel. Zwar hatte Rothkegel den Siegerentwurf geliefert, jedoch wurde der Turm der Kirche um einiges höher ausgeführt, statt 27 Meter wurde der Turm 36 Meter. Möglicherweise hat man hier auf die Turmpläne der Architekten Paul Hachmeister und Paul Friedrich Richter, beide ebenfalls in Tsingtau ansässig, zurückgegriffen. Die Tsingtauer Neuesten Nachrichten vom 22.10.1910 beschrieben das Innere wie folgt: Die Kirche ist in einfachen modern-romanischen Formen gehalten. Das Gebäude enthält in der Hauptsache ein Schiff von 23,20 m Länge und 13,50 m Breite, an das sich der Altarraum mit einer Tiefe von 5 m anschließt. Das Schiff der Kirche, welches Raum gibt für 420 Sitz- und 100 Stehplätze, ist mit einem halbkreisförmigen Tonnengewölbe geschlossen und hat eine lichte Höhe bis zum Scheitel gemessen von 11 m. Der Altarraum ist drei Stufen höher als das Schiff. An der westlichen Ecke zwischen Altarraum und Schiff befindet sich die Kanzel, etwa korrespondierend ist ein Taufstein vorhanden. An der Südseite des Schiffes ist eine Empore angeordnet, auf der die Orgel Aufstellung gefunden hat. Sie dient außerdem als Sängerempore und bietet Platz für 100 Personen.
Die Bodenfliesen in der Kirche lieferte die Firma Villeroy & Boch aus Mettlach. Sie zieren heute noch den Kirchenboden.
Die Glocken kamen vom Stahlwerk aus Bochum. Sie waren für die damalige Zeit ungewöhnlich, denn sie wurden aus Gussstahl gefertigt und nicht aus Bronze. Sie waren schon in der Gouvernementskapelle ab 1899 im Einsatz. Die Orgel stammte von der Firma Gebr. Link aus Giengen und wurde persönlich von Herrn Link eingebaut. Bei der Bestellung der Orgel unterlief der Bauleitung ein gravierender Fehler. Die Rückwand der Orgelempore hatte ein großes rundes Fenster, das nicht mit Orgelpfeifen zugestellt werden durfte.
Die Firma Link war davon ausgegangen, dass in der Mitte die längsten Pfeifen stehen und zu beiden Seiten hin die Pfeifen immer kürzer wurden. Weil nun in der Mitte das große Fenster war, musste die Reihenfolge umgedreht werden, die kürzesten in der Mitte und die längsten an den Seiten. Die Wandfläche in der Mitte war aber trotzdem zu knapp und die Pfeifen mussten tiefer als geplant angebracht werden.
Am 23. Oktober 1910 wurde die Christuskirche durch Gouvernementspfarrer Winter in Anwesenheit von Gouverneur Truppel und vielen weiteren Gästen feierlich eingeweiht.
Die meisten Fenster wurden zunächst mit einfachem Glas ausgestattet. Einige Tsingtauer Bürger stifteten in den nachfolgenden Jahren bunte Glasfenster, doch auch Beamte und Offiziere des Gouvernements sowie die Offiziere des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders.
Doch schon vier Jahre später, am 7. November 1914, besetzten japanische Truppen die Stadt und wollten das Kirchengebäude konfiszieren, damit ihre Soldaten das Gotteshaus als Tempel nutzen konnten. Doch Pfarrer Winter forderte alle Deutschen auf, doch jeden Sonntag in die Kirche zu gehen und somit den Japanern beweisen, dass die Kirche gebraucht wurde.
Als 1922 die Rückgabe Tsingtaus an China bevorstand, fand eine Rückübereignung der Kirche an den Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss statt. Die Kirche wurde inzwischen auch von der Britischen Anglikanischen Gemeinde und der American Sunday Service Community mitbenutzt, die sich auch am Unterhalt beteiligten. Die teilnehmenden Gemeinden waren in der „Kirche der Vereinigten Protestantischen Gemeinde“ zusammengeschlossen, die von den Deutschen als Treuhänderin anerkannt war. 1925 trugen die chinesischen Behörden diese Treuhänderin auch als Eigentümerin ein.
Ab 1936 war die Christuskirche davon bedroht, von allen Seiten mit Neubauten zugebaut zu werden. Das befürchtete zumindest die „Deutsche Vereinigung Tsingtau“ und pachtete daher das Gelände um die Kirche und ließ dort eine deutsche Schule und ein deutsches Heim errichten.
1949 hatten die meisten Deutschen Tsingtau bereits verlassen, als nach ihrem Sieg im chinesischen Bürgerkrieg am 2. Juni 1949 die Kommunisten in Tsingtau einrückten. Die Kirche wurde enteignet und die kommunistischen Behörden erhoben für ihre Nutzung eine Miete. Ende November wurde die Kirche an die neuen Autoritäten abgetreten, da die Mietzahlungen von den christlichen Gemeinden nicht mehr zu stemmen waren. Am 27. November wurde der letzte deutsche Gottesdienst abgehalten. Die kommunistischen Behörden verfügten bald die Schließung der Kirche für Gottesdienste, sie soll danach als Lagerhalle genutzt worden sein. Seit 1979 gibt es in der Volksrepublik China eine neue Verfassung, die Religionsfreiheiten zusichert. 1980 wurde die Christuskirche renoviert, unter Denkmalschutz gestellt und der chinesischen protestantischen Gemeinde übergeben. Seither werden in der Christuskirche regelmäßig Gottesdienste gefeiert.