In China gilt offiziell der Gregorianische Kalender, jedoch leben die meisten Chinesen nach dem traditionellen chinesischen Bauernkalender. Das chinesische Neujahr fällt auf unterschiedliche Tage im Januar oder Februar, weil es immer am zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende gefeiert wird.
Der chinesische Mondkalender ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Landwirtschaft. So hat der Kalender auch diverse Namen, neben Mond- und Bauernkalender wird er auch Xia-Kalender, Tausendjähriger oder antiker Kalender genannt. Nach Überlieferungen soll er in der Xia-Dynastie 夏朝 (21. bis 16. Jahrhundert vor Chr.) entstanden sein.
Das Neue Jahr 新年 xīn nián stand in alter Zeit für Erneuerung, für die Wiedergeburt des Jahres. Es ist die Zeit, in der die Erde wieder fruchtbar wird. Man hofft auf ein besseres Leben und mehr Erfolge im Neuen Jahr. Im Laufe der Geschichte hatte dieses Fest viele unterschiedliche Bezeichnungen, etwa Anfangszeit 元辰 yuan chen, Anfangstag 元日 yuan ri, der erste Tag des Monats 元素 yuan su, oder erster Morgen des Monats 元旦 yuan dan. Da diese vielen Namen verwirrend waren, einigte man sich auf den Namen Frühlingsfest 春节 chun jie.
Der chinesische Zahlenzyklus
Die Chinesen benutzen ein Zeitrad, das 60 Jahre umfasst. Die Jahreszahlen bestehen aus zwei Schriftzeichen. Das erste Zeichen kommt aus einer Reihe von zehn zyklischen Zeichen, die zehn Himmelsstämme genannt werden. Das zweite Zeichen stammt aus einer Gruppe von zwölf Zeichen, die zwölf Erdzweige heißen.
Die Himmlischen Stämme wurden im alten China nicht nur zur Bezeichnung der Jahre verwendet, sondern sie benannten auch die zehn Wochentage.
Die zwölf Erdzweige unterteilen unterschiedliche Zeitabschnitte: die zwölf Monate des Jahres und die zwölf Doppelstunden des Tages. Jeder Erdzweig wird durch ein Tier symbolisiert: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drachen, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Schwein.
Die zehn Stämme kombiniert man bis zum zehnten Zweig. Danach geht es wieder von vorne los, also der erste Stamm wird mit dem elften Zweig zusammengefügt, der zweite Stamm mit dem zwölften Zweig. Der dritte Stamm trifft wiederum auf den ersten Zweig. Die Himmlischen Stämme werden sechs mal in Verbindung mit den zwölf Erdzweigen eingesetzt. Nach 60 verschiedenen Kombinationen beginnt der Zyklus von vorne.
Die zehn Himmelstämme und die zwölf Erdzweige werden außerdem mit den fünf Elementen verknüpft. Zusätzlich werden sie in Beziehung zu Yin und Yang gebracht. Die ungeraden Zahlen werden dem 阳 Yang (aufsteigendes Element) und die geraden Zahlen dem 阴 Yin (absteigendes Element) zugeordnet.
Die zehn Himmelsstämme 天干
1.) jia 甲 Holz yang
2.) yi 乙 Holz yin
3.) bing 丙 Feuer yang
4.) ding 丁 Feuer yin
5.) wu 戊 Erde yang
6.) ji 己 Erde yin
7.) geng 庚 Metall yang
8.) xin 辛 Metall yin
9.) ren 壬 Wasser yang
10.) gui 癸 Wasser yin
Die zwölf Erdzweige 地支
1.) zi 子 yang Ratte
2.) chou 丑 yin Ochse
3.) yin 寅 yang Tiger
4.) mao 卯 yin Hase
5.) chen 辰 yang Drache
6.) si 巳 yin Schlange
7.) wu 午 yang Pferd
8.) wei 未 yin Ziege
9.) shen 申 yang Affe
10.) you 酉 yin Hahn
11.) xu 戌 yang Hund
12.) hai 亥 yin Schwein
Die fünf Elemente 五行
木 mù Holz
火 huǒ Feuer
土 tǔ Erde
金 jīn Metall
水 shuǐ Wasser
Die zwölf Tierkreiszeichen
Der Legende nach lud Buddha einst alle 13 Tiere der Tierkreiszeichen zu einem Fest ein. Die Katze gehörte ursprünglich auch dazu. Die Ratte erzählte jedoch der Katze, dass das Fest einen Tag später stattfinden würde. Die Katze legte sich schlafen und träumte vom Fest. So kam es, dass nur zwölf Tiere zum Fest kamen. Das erste Tier war der Büffel, dann folgten der Tiger, der Hase, der Drache, die Schlange, das Pferd, das Schaf, der Affe, der Hahn, der Hund und schließlich das Schwein. Die Ratte war aber so schlau und setzte sich auf den Rücken des Büffels und sprang kurz vor dem Ziel herunter.
Buddha schenkte jedem Tier ein Jahr, so erhielt die Ratte das erste Jahr, der Büffel das zweite, der Tiger das dritte und das Schwein schließlich das zwölfte Jahr. Da die Katze nicht kam, wurde ihr auch kein Jahr zugeteilt.
Bei der Erstellung der Kalendereinteilung waren 13 Monate eingeplant, denn der Zeitraum von Neumond bis Neumond beträgt 29,5306 Tage, bei zwölf Mondumläufen sind das 354 Tage. Aber unser Planet braucht 365,2422 Tage, um die Sonne zu umrunden. Weil die Katze nicht erschien, wurde der 13. Monat auf die anderen zwölf verteilt. Deshalb legen die Chinesen alle paar Jahre einen Schaltmonat ein, um das Mondjahr an das Sonnenjahr anzugleichen. Dieser Schaltmonat findet immer in verschiedenen Monaten statt, damit die Jahreszeiten erhalten bleiben, die nach dem Sonnenstand berechnet werden.
Chinesische Schaltmonate (1984-2025)
Jahr (年) | Schaltmonat (闰月) | Jahr (年) | Schaltmonat( 闰月) |
---|---|---|---|
1984 | Geschalteter 10. Monat (闰十月) | 2006 | Geschalteter 07. Monat (闰七月) |
1987 | Geschalteter 6. Monat (闰六月) | 2009 | Geschalteter 5. Monat (闰五月) |
1990 | Geschalteter 5. Monat (闰五月) | 2012 | Geschalteter 4. Monat (闰四月) |
1993 | Geschalteter 3. Monat (闰三月) | 2014 | Geschalteter 9. Monat (闰九月) |
1995 | Geschalteter 8. Monat (闰八月) | 2017 | Geschalteter 6. Monat (闰六月) |
1998 | Geschalteter 5. Monat (闰五月) | 2020 | Geschalteter 4. Monat (闰四月) |
2001 | Geschalteter 4. Monat (闰四月) | 2023 | Geschalteter 2. Monat (闰二月) |
2004 | Geschalteter 2. Monat (闰二月) | 2025 | Geschalteter 6. Monat (闰六月) |
Ab dem 10. Februar 2024 leben die Chinesen im Jahr 甲辰 jia chen im Tierkreiszeichen des Drachens mit dem Element Holz.