陈芳
Chen Fang (1825 bis 1906) war so arm, dass alle seine Habseligkeiten an den Haken einer Schulterstange passten. Seine Eltern waren früh gestorben, und seit seinem sechsten Lebensjahr musste er für seinen Onkel arbeiten. Im Jahr 1849 verließ er seine junge Frau und seinen Sohn in Südchina. In der Hafenstadt Macau wurden Kulis angeworben und nach Hawaii verschifft.
Chen nutzte die Chance und verpflichtete sich für drei Jahre als Arbeiter in einer Zuckerrohrmühle. Von seinem geringen Lohn machte er sich mit einem Kramladen selbständig. Zudem arbeitete er in den Abendstunden als Koch. Mit seinem Geld kaufte er preiswerte Grundstücke und verkaufte sie teuer wieder. Denn eins hatte er gelernt, mit der Arbeit seiner Hände konnte er nicht reich werden. 1857 heiratete er die 17jährige Hawaiianerin Julia Fayerweather (1840-1919), beide bekamen 16 Kinder, 12 Töchter und 4 Söhne.
Chen wurde reicher und reicher, vermittelte selbst Kulis und erwarb das Monopol für Opium. Er bekam von den Bewohner Hawaiis den Beinamen „der Prinz der Sandelholzberge“. Auf Hawaii hatte er seinen Namen in Chun Afong verenglischt.
Als seine Kinder erwachsen waren und zum Teil schon verheiratet, teilte er eines Tages seiner Familie am Frühstückstisch mit, dass er noch am selben Tag mit dem Postschiff fahren und in seine geliebte Heimat zurückkehren würde. Seine Familie fürchtete, dass er nicht mehr klar bei Verstand wäre, und versuchte, ihn zu entmündigen; doch Chen Fang hatte vorgesorgt und hatte zuvor bei Gericht seine Absicht erklärt.
Im Jahr 1879 kam er wieder in der portugiesischen Stadt Macau an und wollte in einem Hotel übernachten, doch der Portier ließ ihn nicht hinein, wahrscheinlich weil er so armselig aussah. Chen drehte sich um, ohne mit dem Mann zu diskutieren und kam nach drei Stunden wieder. In dieser Zeit hatte er das Hotel gekauft. Der Portier wurde noch am gleichen Tag entlassen.
Zurück in Südchina baute er sein Imperium weiter aus, gründete Firmen in Macau und Hongkong. Im Dorf 梅溪 Meixi, im heutigen 珠海 Zhuhai ließ er sich ein großes Anwesen bauen, das man heute besichtigen kann. Die weiträumige Anlage bestehend aus zweigeschossigen Häusern strahlt eine gediegene Eleganz aus. Die Größe des Anwesens ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Familie über 300 Mitglieder umfasste (allein einer seiner Söhne hatte 9 Konkubinen).
Chen Fang war einer der ersten chinesischen Millionäre und hatte Kontakte zum Umfeld des Sunyatsen. Dies wird in einem Wachsfigurenkabinett auf dem Gelände veranschaulicht.