Die Welt der Zeichen

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Steinabreibungen

Steinabreibungen wurden bereits in der Han-Dynastie erfunden. Zum Verkauf an Pilger wurden in den buddhistischen Klöstern noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Abreibungen von in Stein gehauenen Reliefs der Heiligen und der beliebtesten Sutras angefertigt.

Hergestellt wurden Steinabreibungen im Positiv- wie auch im Negativdruck. Für die Herstellung des Negativdrucks wurde auf die hochstehenden Teile des Reliefs Farbe aufgetragen, angefeuchtetes Papier über die eingefärbte Stelle gelegt und das Papier von hinten mit einem Ballen abgerieben. Der somit entstandene Druck zeigt das zu druckende Motiv in dunklen Linien auf dem hellen Hintergrund des Papiers.

Steinabklatsch
Steinabreibung in Xi’an

Beim Positivdruck hingegen wurde das Papier auf die zu druckende Fläche gelegt und mit einem feuchten Ballen oder Pinsel von der Rückseite in die Vertiefungen des Reliefs hineingedrückt. Anschließend wurde das Papier mit einem in Farbe getauchten Ballen auf den nach oben abstehenden Flächen eingefärbt. Beim Trocknen wurde das Papier zugleich wieder geglättet und es entstand so ein Positivabdruck des abzubildenden Reliefs, der das Motiv in der hellen Farbe des Papiers auf dunklen Hintergrund zeigte.

Buchdruck

Der Ursprung der chinesischen Drucktechnik reicht weit in die Vergangenheit zurück. Den Stempeldruck, bei dem Namen oder Schriftzeichen in Jade oder anderen Stein geschnitten wurden, hatten die Chinesen vermutlich aus dem Vorderen Orient übernommen. Mit dem Aufkommen des Papiers war dann ein Material verfügbar, das den Massendruck ermöglichte. Dazu meißelte man den Text in Steintafeln ein, legte angefeuchtetes Papier darüber, drückte es an und färbte es nach dem Trocknen mit Tusche ein. Auf diese Weise entstand eine exakte Abreibung des Originaltextes, der sich auf dem Papier weiß von dem tuschefarbenen Untergrund abhob.

Teil eines Druckkastens
Teil eines Druckkastens


Stempeldruck und Steinabreibung wurden schließlich zum Blockdruck verbunden. Auf einer hölzernen Platte schnitzte man die gewünschten Schriftzeichen und Bilder spiegelverkehrt frei, so dass sie im Relief stehen blieben. Nach Einfärben mit Tusche legte man einen Bogen Papier auf den Block und drückte es vorsichtig an – der Druck war fertig.

Druckrolle Shou
Druckrolle Shou 夀


Der Gebrauch dieses Holzschnitts zum Drucken von Texten (die sogenannte Xylographie) lässt sich in China zweifelsfrei bis ins neunte Jahrhundert zurückverfolgen (Druck des „Diamant-Sutra“, einer Schriftrolle mit religiösen Texten, im Jahre 868); doch einige Autoren datieren diese Erfindung sogar auf das 6. bis 7. Jahrhundert. Jedenfalls war der Blockdruck bereits anfangs der Song-Zeit (960 bis 1279) zur Perfektion ausgereift, so dass auch große Projekte in Angriff genommen werden konnten – die „Tripitaka“ beispielsweise, eine Zusammenstellung buddhistischer Schriften mit 5048 Kapiteln, erforderte 130.000 Druckstöcke, die zu schnitzen man zwölf Jahre brauchte.
Zwischen 1041 und 1048 erfand Bi Sheng den Druck mit beweglichen Lettern, die Typographie. Er fertigte Keramiktypen, die er in einen Metallrahmen setzte und mit einer Mischung aus Harz, Wachs und Papierasche fixierte. Wegen der außerordentlich großen Anzahl von Begriffszeichen der chinesischen Sprache konnte sich diese Neuerung allerdings nicht gegen die Einblatt-Holzdrucke von Texten und Abbildungen durchsetzen – jedenfalls nicht bis zur Entwicklung der modernen Verfahren.

Pinselauswahl
Pinselauswahl


Chinesische Kalligraphie

Kalligraphie, also Schreibkunst,hat in China eine lange Tradition und steht als Kunst gleichberechtigt neben der Malerei. Tatsächlich war im alten China jeder Maler und jeder gebildete Mann auch Kalligraph, und ein traditionelles chinesisches Bild ist nicht vollständig ohne begleitende Verse.

Die chinesische Schrift hat niemals den Schritt von Piktogrammen, also bildlichen Darstellung, zur Buchstabenschrift getan. Auch heute noch schreibt man mit Bildzeichen, die allerdings häufig keinen Verbindung mehr zu dem ursprünglichen Piktogramm aufweisen.

Pinselständer
Pinselständer

Es gibt über 50.000 verschiedene Zeichen. Im Kaiserreich musste ein Chinese, der Beamter werden wollte, über 40.000 Schriftzeichen auswendig gelernt haben. Die Schreibkunst war damals nur der gebildeten Oberschicht vorbehalten.

Nach dem Ende der Qing-Dynastie wurde die sogenannte „Tausend-Zeichen-Bewegung“ ins Leben gerufen, deren Ziel es war, auch der Landbevölkerung Lesen und Schreiben beizubringen. Unter Mao Zedong wurden die teilweise sehr komplizierten Schriftzeichen vereinfacht.

Die sogenannten Kurzzeichen sind in China heute üblich, Taiwan, Macau und Hongkong verwenden immer noch die traditionellen oder Langzeichen. Im Alltag sind heute etwa 6.000 Zeichen im Gebrauch.

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