Neben dem Volk der Han gibt es offiziell 55 Völker und Nationen in China, die über eine eigene Sprache und zum Teil eine eigene Schrift verfügen. Man geht davon aus, dass es wesentlich mehr Sprachen in China gibt.
Chinas Sprachen lassen sich in fünf Sprachfamilien unterteilen. Neben der sinotibetischen Sprache gibt es vier weitere Hautgruppen: die altaiische, die austroasiatische, die malayopolinesische und die indoeuropäische Sprachfamilie.
32 Völker sprechen eine Sprache, die der sinotibetischen Sprachfamilie angehört, dazu gehört auch die chinesische Sprache selbst mit all ihren Dialekten und Unterdialekten.
Neben dem Volk der Han, die etwa 94 % der chinesischen Bevölkerung ausmachen, sprechen drei weitere ethnische Gruppen, das sind die Mandschus, die Hui und die She, chinesisch. Die Mandschus hatten zwar ihre eigene Sprache, haben diese aber in den letzten Jahrhunderten immer mehr aufgegeben, obwohl mandschurisch bis 1911 auch Amtssprache in China war.
Der tibetisch-birmanischen Sprachgruppe sollen insgesamt über 300 Sprachen angehören, deren größte Gruppe das Volk der Yi bildet. Es leben sechs verschiedene Gruppen der Yi vorwiegend in der Provinz Sichuan, deren Sprachen untereinander nicht verständlich sind. Die Yi-Sprache hat eine eigene Schrift mit einer Silbenschrift mit 1119 Zeichen. Der Name Yi ist im Chinesischen auch eine Sammelbezeichnung für fremde Völker.
Säule mit Schriftzeichen der Yi auf Hainan
Die Entstehung der tibetischen Nation ist nicht geklärt. Da die tibetische Sprache der tibetisch-birmanischen Gruppe angehört, dürfte eine Verwandtschaft mit den Himalaya-Völkern der Frühzeit ebenso gegeben sein wie mit den mongolischen Tanguten, die das Land in den ersten Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung besiedelten. Die Schrift der Tibeter ist eine Lautschrift mit vier Vokalen und 30 Konsonanten. Sie entstand im 7. Jahrhundert nach indischem Vorbild. Seit 1987 ist tibetisch wieder Amtssprache in Tibet.
Die Zhuang-Nationalität stellt die größte Minderheit mit über 13 Millionen Angehörigen in China dar; ihre Sprache ist Teil der Sino-Thai Sprachgruppe der sinotibetischen Sprachfamilie. Im Jahr 1958 bekam die Provinz Guangxi den Zusatz: Autonome Region der Zhuang. Amtssprache ist seitdem die Zhuang-Sprache. Parallel wird auch die chinesische Sprache und Schrift angewendet. Im Jahr 1955 wurde auf Grundlage des lateinischem Alphabets eine neue Schrift geschaffen. Heute liegt eine umfangreiche Literatur in dieser Sprache vor. Kinder lernen diese Sprache in der Schule, es werden Zeitungen in dieser Schrift gedruckt und es gibt Fernsehsendungen in der Zhuang-Sprache. Die chinesische Regierung lässt sogar die Zhuang-Schrift neben chinesisch, uigurisch, mongolisch und tibetisch auf ihren Banknoten drucken.
Das Volk der Miao bildet die größte Gruppe in der Miao-Yao-Sprachgruppe. Die Miao-Sprache ist in drei Dialekte gegliedert, aber durch die räumliche Zersplitterung in vielen Provinzen Südchinas verwenden die Miao kaum noch ihre Muttersprache, sondern bedienen sich der chinesischen Sprache und Schrift. Die Miao hatten eine alte Bilderschrift, die sie heute noch pflegen.
Nur die Hälfte der Yao-Nationalität sprechen noch die eigentliche Yao-Sprache. Die andere Hälfte spricht Dialekte, die mehr der Miao- und der Dong-Sprache ähnelt. Eine eigene Schrift besitzt das Yao-Volk nicht.
19 Völker in China sprechen die altaische Sprache, zu denen die Sprachgruppen der Turkvölker, der Mongolen, der Mandschus und der Tungusen gehören.
Die Uiguren sind ein Turkvolk; wegen ihrer Zugehörigkeit zum Islam haben sie eine eigene arabische Schrift. Nach 1949 wurde eine neue Schrift auf der Grundlage von lateinischen Buchstaben geschaffen, diese ist parallel zur chinesischen und arabischen Schrift in Gebrauch. In der Geschichte erlangten die Uiguren eine besondere Bedeutung durch die Entwicklung einer eigenen Schrift, die sich aus dem Aramäischen ableitet. Sie hatten diese Schrift von den nestorianischen Missionaren kennen gelernt. Die altuigurische Schrift ist heute verschwunden. Sie wurde von den Mongolen übernommen und war später Grundlage für die mandschurische Schrift.
In der südwestlichen Provinz Yunnan wohnen Mon-Khmer und sie sprechen die vietnamesische Sprache, die zur austro-asiatischen Gruppe gehört. Die Sprache des Jing-Volkes, dass an der Grenze zu Vietnam lebt, ist bis heute nicht identifiziert.
Die Insel Taiwan wurde vor der Ankunft der ersten Chinesen von malaio-polynesischen Stämmen bewohnt. Im Jahr 2000 gab es noch 20 ethnische Gruppen auf Taiwan, die als autochthone nationale Minderheiten anerkannt werden. Alle Angehörigen der malaio-polynesischen Stämme auf Taiwan werden Gaoshan genannt.
Die Tadschiken sprechen iranisch und das Volk der Eluosi russisch und gehören somit der indoeuropäischen Sprachfamilie an.