Macau – Die Fassade von St. Paul

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Wohl jeder Tourist, der die ehemalige portugiesische Kolonie Macau im Süden China besucht, wird die hoch über die Stadt ragenden Fassade von St. Paul sehen. Sie gilt als Wahrzeichen Macaus und ist seit 2005 als Teil des historischen Zentrums von Macau UNESCO Weltkulturerbe.

Die portugiesischen Jesuiten kamen im Jahre 1565 auf die kleine Halbinsel im südchinesischen Meer. Schon 1594 gründeten sie hier die erste westliche Universität im Fernen Osten. Neben Theologie, Portugiesisch, Chinesisch und Latein wurde Mathematik und Astronomie unterrichtet. Hier bereiteten sich berühmte Männer wie der Italiener Matteo Ricci und der Deutsche Adam Schall von Bell auf die Reise in Chinas Hauptstadt vor. Auf dem Areal der Universität wurde von 1602 bis 1640 die Kathedrale gebaut und dem Apostel Paulus geweiht.

1762 verließen die Jesuiten das Anwesen und übersiedelten zum Leal Senado. Einige Jahrzehnte später zog ein Militärbatallion in die verlassenen Gebäude ein. Am 26. Januar 1835 brach ein Feuer in der Barackenküche aus und zerstörte alle Gebäude, nur die Fassade der Kathedrale blieb erhalten. Diese frontale Mauer ist nicht nur ein handwerkliches Meisterstück, sie besitzt auch große symbolische Bedeutung.

Die gesamte Fassade gliedert sich in fünf Teile. Dabei stellen die unteren zwei Ebenen die sogenannte kämpferische Kirche dar, die auszieht, um das Wort Gottes in aller Welt zu verbreiten und das Christentum zur Weltreligion zu machen. Die drei Ebenen darüber stellen die triumphierende Kirche dar, die Erlösung des Menschen und sein Eingang in das Reich Gottes.

St.PaulFrontLeute
Im Jahr 1998

Die erste oder unterste Ebene besteht aus drei großen Türen. Die mittlere Tür, die auch die größte der drei ist, ist mit den lateinischen Worten “Mater Dei” überschrieben. Die Mutter Gottes war die Patronin der Universität. Das große Tor wird rechts und links von kleineren Toröffnungen eingerahmt. Diese beiden Türen sind mit IHS überschrieben, dem Monogramm für Jesus Christus und gleichzeitig das Zeichen für die Gesellschaft Jesu.

Die Säulen auf dieser Etage haben rein ornamentalen Charakter, sie sollen die Stützen des Glaubens symbolisieren.

St.PaulMitte
Detail der Fassade

Auf der darüber liegenden Etage sieht man vier Nischen, in der jeweils eine Bronzestatue platziert wurde. Die beiden Statuen in den inneren Nischen stellen Ignazius von Loyola dar, den Begründer des Jesuiten-Ordens, und Francisco de Xavier, den Schutzpatron der Mission in Asien. In den beiden äußeren Nischen stehen die Statuen der portugiesischen Geistlichen St. Francis Borgia und St. Aloysius Gonzaga, die sich um die Mission in China verdient gemacht haben.

In dieser Etage gibt es gleichfalls drei torähnliche Öffnungen, über den Türen der untersten Ebene gelegen. Die mittlere Öffnung wird von zwei Palmen mit freiliegenden Wurzeln eingerahmt, die das Christentum symbolisieren. Sie wurzeln in Europa und tragen ihre Früchte in Asien.

Die dritte Etage zeigt die erste Stufe der triumphierenden Kirche; in der zentralen Nische befindet sich die Statue der Mutter Gottes, eingerahmt von Pfingstrosen und Chrysanthemen als Symbole für China und Japan (am Bau der Kirche waren japanische Handwerker beteiligt). Um sie herum schweben sechs Engel, die beten, Trompete spielen und singen.

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Die portugiesische Caravelle

Auf der linken Seite folgt der Brunnen des Lebens. Daneben sieht man ein portugiesische Caravelle als Zeichen der Herren von Macau. Das Schiff wird von der Jungfrau Maria „Stella maris“ geführt, es folgt somit dem christlichen Glauben. Links neben dem Schiff sieht man den Teufel in Gestalt eines geflügelten Dämons mit weiblichen Attributen. Erhabene chinesische Schriftzeichen 鬼是誘人為惡 warnen die Gläubigen vor den Schlingen des Bösen.

St.Paul.rechts
Die siebenköpfige Hydra

Auf der rechten Seite ist neben den Engeln die Zeder des Libanon als Symbol der Langlebigkeit dargestellt. Rechts daneben ist die siebenköpfige Hydra dargestellt, die von der Heiligen Jungfrau getötet wird. Neben dieser Figur sind die chinesischen Schriftzeichen 念死者無為罪 in die Fassade eingeritzt. Sie kündigen die Überwindung des Todes an. Mit den sechs Schriftzeichen auf der linken Seite bilden sie eine Einheit. Ganz rechts sieht man ein Skelett als Symbol des Todes, welches von Pfeilen durchbohrt wird.

In der mittleren Nische der vierten Ebene steht die Statue von Jesus Christus, umgeben von den Symbolen seines Leidensweges, der Dornenkrone und den drei Nägeln, mit denen er ans Kreuz geschlagen wurde. Rechts und links von ihm sind noch zwei weitere Figuren mit Kreuzen zu sehen.

In der fünften Ebene, direkt unter dem Kreuz Jerusalems, stellt eine bronzene Taube den Heiligen Geist dar, sie schwebt zwischen Sonne, Mond und Sternen. Das dunkle Metall hebt sich von der hellen Fassade besonders hervor und symbolisiert so die Einzigartigkeit Gottes.

In den Jahren zwischen 1990 und 1995 wurde die Fassade aufwendig von den Portugiesen renoviert. In dem ehemaligen Kirchenschiff befindet sich jetzt ein Museum und eine Gruft mit Reliquien japanischer und chinesischer Märtyrer.

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Die Fassade im Jahr 1997

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