中式家具
Die Geschichte der chinesischen Möbel lässt sich bis in die Zeit der Streitenden Reiche 战国(475 bis 221) zurückverfolgen. Das älteste bislang gefundene Möbelstück stammt aus der Epoche des Königreichs Shu 蜀 (263 bis 221). Damals lebten, schliefen und arbeiteten die Menschen auf Matten. Die Leute knieten, saßen auf ihren Fersen oder im Lotussitz. Aus diesem Grund waren die Möbel niedrig gehalten. Die ausgegrabenen Möbel waren schwarz lackiert mit Malereien in Gold, Silber und Gelb. Auch Einlagen mit Jadestücken kamen schon zu dieser Zeit vor, sowie bronzene Tiermasken als Schlösser.
Erst im 5. bis 6. Jahrhundert fand das Leben nicht mehr auf dem Boden statt und somit änderte sich die Form der Möbel, hohe Stühle und Tische wurden konstruiert. In der Song-Dynastie 宋朝 (960 bis 1279) gab es bereits viele verschiedene Formen von Einrichtungsgegenständen.
Das goldene Zeitalter der Möbelanfertigung begann in der frühen Ming-Dynastie 明朝 (1368 bis 1644). Möbel aus der Song-Dynastie wurden kopiert und zur Perfektion geführt. Das gesamte Reich blühte unter dem Kaiser Zhu Di 朱棣 (1402 bis 1424) auf und auch der Handel erreichte seine Blütezeit. Durch den wachsenden Wohlstand verlangten nun nicht nur der Adel, sondern auch Leute aus Stadt und Land nach guten Möbeln.
Kunsthandwerker, die in oder um Beijing 北京 lebten, wurden verpflichtet, zehn Tage im Monat für die kaiserliche Tischlerei arbeiten. Die Tischlermeister aus anderen Teilen Chinas mussten drei Jahre für drei Monate nach Beijing kommen und im Palast arbeiten. Die Möglichkeit, dieser Fronarbeit am Hofe durch die Bezahlung einer Geldsumme zu entgehen, wirkte sich auf die Qualität und Quantität der Schreiner vorteilhaft aus.
Entlang des Kaiserkanals blühte die Wirtschaft und die Händler zeigten ihren Reichtum. Im Norden der Provinz Zhejiang 浙江 siedelten sich viele Seidenfabriken an und der Wohlstand der Fabrikbesitzer ließ es zu, dass sich diese besonders schöne Möbelstücke anfertigen ließen.
In der frühen 清朝 Qing-Dynastie (1644 bis 1911) wurden weiterhin Möbel im Ming-Stil angefertigt. Aber während der Regierungsperiode des Kaisers Kangxi 康熙(1662 bis 1722) änderte sich der Stil. Die Hofbeamten entwickelten ein neues Design, und so kam es zu einer drastischen Änderung. Die Möbel fielen durch eine reiche Ornamentik auf. Die schlichte Eleganz des Ming-Stils war auch weiterhin beliebt. Die antiken Möbel aus der Ming-Dynastie sind heute gefragt wie nie zuvor.
Die Gestaltung der einzelnen Räume hing natürlich von der Größe des Hauses ab, sowie von der sozialen Stellung des Bewohners. Während das Inventar der Armen kaum über Bettzeug und Kochgeschirr hinausging, so zeigten die Wohnungseinrichtungen der Reichen traumhaften Luxus.
Wandelt man durch das kaiserliche Palastmuseum in Beijing, erinnern die formvollendeten Möbel vergangener Dynastien an Pracht und Reichtum damaliger Herrscher. Sei es die prunkvolle Empfangshalle des Kaisers oder das schlichte Wohnzimmer einer Konkubine, der Europäer ist immer wieder fasziniert von den prächtigen Antiquitäten, die Jahrhunderte überdauert haben. Bleibt während einer Chinareise noch einige Stunden Zeit, um sich von seiner Reisegruppe abzusetzen, sollte man einen Antiquitätenmarkt besuchen. Und man wird erstaunt sein, wie viele andere Europäer dort anzutreffen sind.
Sucht man aber ein ganz ausgefallenes Stück, so ist man gut beraten, kleine Dörfer zu besuchen anstatt die Märkte der Metropolen. In den vergangenen Dynastien waren die Provinzen Zhejiang 浙江, Fujian 福建 und Guangdong 广东, die alle an der Ostküste liegen, Zentren für die Herstellung prächtiger Wohnungseinrichtungen. Aber auch abgelegene Provinzen wie Sichuan 四川 und Shaanxi 陕西 spielten eine große Rolle bei der Produktion wertvoller Möbel.
Die Pracht der chinesischen Möbelstücke liegt in der Vereinigung von Design, Eleganz und Einfachheit. Die Verbindungstechnik der chinesischen Tischler ist eine besondere Kunst. Einzelne Bestandteile werden ohne Nägel und Schrauben und unter sparsamer Leimanwendung zusammengefügt. Neben schlichten, unverzierten Möbeln existierten zu jeder Zeit aufwendig gearbeitete Einzelstücke, die geschnitzt, lackiert und mit Einlegearbeiten versehen wurden.
Bewundernswert sind die Schnitzereien im freien Stil, Relief und offenem Schnitzwerk. Nach Europa kamen die ersten Möbel mit der ostindischen Kompanie. Gern gesehene Importmöbel waren am Anfang des 17. Jahrhunderts lackierte Vitrinen aus China. Hinter zwei Türen befanden sich eine Vielzahl von kleinen Schubladen. Diese Art von Schränken, bekannt als Kuriositätenkabinett, wurden in Deutschland und Frankreich gerne kopiert.