Nach dem Transkriptionssystem der chinesischen Post Hankow genannt. Manchmal in der deutschen Literatur auch als Hankau erwähnt (z.B. bei Franzius).
Hankou gehörte zu den ersten Hafenstädten am Jangtse, die China als sogenannte Treaty ports im Jahr 1861 für die Ausländer öffnen mussten. Die Britische Regierung baute eine Konzession direkt am Ufer des Jangtse aus. Im Oktober 1895 entstand eine deutsche Konzession, doch sie wurde zunächst nicht ausgebaut.
Im Frühjahr 1897 besuchte der Marine-Hafenbaudirektor Georg Franzius die deutsche Niederlassung und beschrieb den Ort mit strohgedeckten Hütten und ein paar Bäumen. Er bemängelte in seinem Buch Kiautschou – Deutschlands Erwerbung in Ostasien, dass Deutschland dieser Niederlassung so wenig Interesse schenkte, während die benachbarte russische Niederlassung in Hankow längst die nötigen Ufermauern gebaut hatte und dort reges Leben herrschte. Zudem kritisierte er, dass das Deutsche Reich das Gebiet an Privatgesellschaften abtreten wolle.
Im Dezember 1898 begann die Deutsche-Hankau-Niederlassung-Gesellschaft, das Gebiet auszubauen. Die Niederlassung nahm eine Länge von 1075 Metern ein und war 430 Meter breit.
1899 gründete die Deutsch-Asiatische Bank ihre Niederlassung. Deutsche Firmen wie Arnhold, Karberg & Co., Carlowitz & Co. und Siemssen & Co. hatten dort ihre Niederlassungen. Die deutsche Polizei und eine Freiwilligen-Kompanie sicherte die deutsche Gemeinschaft in Hankou.
Das Land, auf dem man die Niederlassungen aufbaute, war Überschwemmungsland und musste erst aufgeschüttet werde. Der Wasserstand des Jangtse schwankte stark, zwischen Sommerhochwasser und Niedrigwasser im Winter lagen oft 15 Meter.
Prinz Heinrich von Preußen (1862–1929) besuchte ab dem 23. April 1899 von Shanghai aus verschiedene Städte am Jangtse mit seinem Flaggschiff, der S.M.S. „Deutschland“ in Begleitung der S.M.S „Gefion“ zuerst nach Nanking (heute Nanjing) und besuchte unter anderem das Grab des Mingkaisers Hongwu. Am Nachmittag schiffte er sich auf der „Gefion“ ein, da sein Flaggschiff nach Tsingtau zurückkehren sollte. Am Morgen des 28. April ankerte die „Gefion“ vor Hankou. Prinz Heinrich ging von Bord und wohnte im Haus der Firma Melchers und Co.
Dort empfing er das Konsularkorps sowie Vertreter deutscher Firmen und die deutschen Offiziere. Der deutsche Konsul in Hankou Dr. Grunewald brachte während des gemeinsamen Frühstücks ein dreifaches Hurra aus.
Abends fand ein Festessen zu Ehren des Prinzen in der Viktoriahalle mit 130 Personen statt. Am nächsten Morgen fuhr der Prinz auf der „Gefion“ zunächst nach Hanyang und besichtigte die Eisenwerke.
Anschließend ging es an Bord weiter nach Wuchang, wo der Prinz den Generalgouverneur Tschang Tschi Tung (Zhang Zhidong) besuchte.
Abends fand eine Illumination am Bund von Hankow statt. „Die Wasserkante war ein Lichtmeer, aber auch auf dem Wasser tauchten auf den dort liegenden Fahrzeugen tausende von Lampions auf, deren feenhafter Anblick noch durch ein Feuerwerk erhöht wurde“, heißt es bei Navarra.
Am Sonntag, den 30. April 1899 wurde der Grundstein für die Uferbauten in Anwesenheit des Prinzen gelegt. In der Mitte des Ufers war ein Pavillon errichtet worden, vor dem der feierliche Akt der Grundsteinlegung stattfand.
Punkt 12 Uhr erreichte der Prinz das Ufer und die Mannschaft der „Gefion“ nahm Aufstellung. Viele Gäste stellten sich in der Nähe des schwebenden Grundsteins auf; Vizekonsul Dr. Grunewald las die Urkunde vor.
Kurz darauf begab sich der Prinz auf die „Gefion“ und das Schiff verließ den Hafen von Hankow. Die Straße am Flussufer wurde folglich Prinz Heinrich Ufer (heute Yanjiang Daodao) genannt.
Parallel dazu verlief die Wilhelmstraße (heute Shengli Jie), benannt nach Kaiser Wilhelm II. Hier steht heute noch das 1909 gebaute Polizeigebäude, heute beherbergt das Haus das Polizeimuseum der Stadt. Die dritte Parallelstraße, die auch die Grenze der Siedlung bildete, hieß Friedrichstraße (Zhongshan Dadao). Die Querstraßen vom Fluss ins Siedlungsgebiet erhielten Frauennamen aus der kaiserlichen Familie, z. B. Augusta-Straße (Yiyuan Lu). Das Raster der Straßen wurde mit der französischen Niederlassung abgestimmt. Im Jahr 1903 waren die Auffüllarbeiten abgeschlossen und das Straßenraster nahezu fertiggestellt.
Währen am Ufer Prachtbauten entstanden, wurden in der Friedrichstraße zweigeschossige Häuser (Lilong) für Chinesen gebaut.
1897 wurde die Eisenbahn von Peking nach Hankow vom dem deutschen Ingenieur Heinrich Hildebrand geplant, die im Jahr 1905 fertiggestellt wurde. Die Bahntrasse lag in Hankou etwa 500 Meter vom Ufer entfernt und hatte zusätzlich ein Anschlussgleis in der Luisenstraße.
Die Architekten Wutzler, Selber und Schlüter in Berlin planten das deutsche Konsulat; mit dem Bau wurde im Februar 1904 am Prinz Heinrich Ufer, nicht weit von der französischen Konzession an der Rue Dubail begonnen das Gebäude wurde im November 1905 fertiggestellt. Es war eine ungewöhnliche Stilmischung mit verschiedenen Veranden und Ecktürmchen, an der obersten des Daches schwebte ein vergoldeter Adler über einer Weltkugel.
Die Bautätigkeit entwickelte sich kontinuierlich. Ab 1907 bekam die deutsche Niederlassung eine elektrische Versorgung. Ab 1908 gab es eine Deutsch-Chinesische Schule für 30 bis 40 chinesische Schüler. Erst 1913 wurde eine Schule für deutsche Kinder eingerichtet. 1909 wurde das deutsche Rathaus und im Oktober 1910 eine kleine evangelische Kirche errichtet.
Im Juni 1896 folgte die französische Konzession mit 125.000 Quadratmeter, danach die russische und japanische Niederlassungen.
Nach 22 Jahren, im Jahr 1917 ging die Ära der Deutsche Konzession Hankou zu Ende, das Gebiet der Niederlassung wurde an China zurückgegeben und auf dem Gebiet entstand die First Special Zone.
Die Orte Hankou, Wuchang und Hanyang wurden im jahr 1953 zur Drillingsstadt Wuhan zusammen geschlossen.
Zwei Oldenburger waren hautnah in der Geschichte Hankous dabei. Der Seekadett Fischer leistete seinen Dienst von 1899 bis 1901 auf der S.M.S. „Gefion“, der mit dem Prinzen Heinrich von Preußen Hankou besuchte. Und der Oldenburger Minensucher Bernhard Döpke tat in den Jahren 1911 und 1912 seinen Dienst auf der S.M.S. „Iltis“ auf dem Jangtse. Beide Männer haben ihren Angehörigen viele Fotos hinterlassen.
Quellen:
- Thorsten Warner: Deutsche Architektur in China, Verlag Ernst und Sohn, Berlin 1994
- Franzius, Georg: Kiautschou. Deutschlands Erwerbung in Ostasien, Berlin 1898
- Navarra, B.: China und die Chinesen, Max Nössler, Bremen & Shanghai 1901
- Goethe-Institut, Eduard Kögel: Die Deutsche Kolonialgeschichte in China begann in Wuhan
- Konfuzius Institut, Das Magazin für chinesische Sprache und Kultur, Heft 3 2024: Wuhan
- https://omeka.reed.edu
- Bildarchiv Yamamoto
- Archiv Pehlken