人间日月长,方言乾坤大
Etwa 73 % aller Chinesen beherrschen heute das Hochchinesisch als lingua franca. Es ist eine Gemeinschaftssprache, die die Chinesen 普通话 pǔ tōng huà (wörtlich: allgemein, Sprache) nennen. Im Westen wird es meist mit Hochchinesisch oder Mandarin übersetzt. Das Wort Mandarin kommt zum Teil aus dem Sanskrit (mantrin=Ratgeber) und aus dem Portugiesischen (mander=befehlen). Die Chinesen nennen ihre Sprache 汉语 hàn yǔ, die Sprache der Han oder 中文 zhōng wén für die Schriftsprache.
Die chinesische Sprache ist in sieben Hauptdialekte unterteilt und diese zerfallen wiederum in viele Unterdialekte.
1) Nördlicher Dialekt 北方言 běi fāng yán
73 % der Chinesen sprechen den Nördlichen Dialekt; es ist die Sprache der Han-Nationalität. Dieser Dialekt wird als das Hochchinesisch angesehen.
Er hat einen konsonantischen, stimmhaften Anlaut und der Auslaut endet mit einem Vokal oder mit den Konsonanten n und ng.
Normalerweise hat dieser Dialekt vier Töne, aber in einigen Gebieten gibt es drei (z.B. in Guizhou) oder fünf Töne (im Norden). Im Nordwesten sprechen die Menschen einen besonderen Nasallaut.
Dieser Dialekt ist unterteilt in:
1a) Der Nordost-Dialekt wird in Beijing und Tianjin gesprochen, sowie in den Provinzen Hebei, Henan, Shandong, Liaoning, Jilin, Heilongjiang und in Teilgebieten der Inneren Mongolei.
1b) Der Nordwest-Dialekt verteilt sich auf die Provinzen Shanxi, Shaanxi, Gansu, Qinghai, Ningxia und in Teilgebieten der Inneren Mongolei. Auch die Han-Chinesen in der Provinz Xinjiang (Uiguren) sprechen den Nordwest-Dialekt.
1c) Der Südwest-Dialekt wird in der Provinz Sichuan, Yunnan, Guizhou und in Teilen von Hubei, im westlichen Teil der Provinz Guangxi und im nördlichen Teil von Hunan.
1d) Der Jianghuai-Dialekt verteilt sich auf die Provinzen Anhui und Jiangsu. Jianghuai bezieht sich auf die beiden Flüsse Jiang und Huai, die diese Region eingrenzen.
2) Wu-Dialekt 吴方言 wú fāng yán
Der Wu-Dialekt wird auch oft mit shanghainesisch wiedergegeben. Er verteilt sich auf die Stadt Shanghai, die Provinz Jiangsu und auf Teile der Provinz Zhejiang. Dieser Regiolekt besitzt sieben bis acht Töne, die Jugend in Shanghai benutzen heute nur noch fünf Töne. Außer mit den Vokalen enden die Silben nur mit den Konsonanten n und ng. 7,2 % der chinesisch sprechenden Bevölkerung reden im Wu-Dialekt.
3) Xiang-Dialekt 湘方言 xiāng fāng yán
Der Xiang-Dialekt wird in einem großen Teil der Provinz Hunan gesprochen.
Hier geht der stimmhafte Anlaut langsam verloren. Als Auslaut gibt es auch neben den Vokalen die Konsonanten n und ng. Dieser Regiolekt besitzt fünf bis sechs Töne. Eine Besonderheit ist hier, dass die Buchstaben xu wie ein f ausgesprochen werden und dass l und n nicht mehr unterschieden werden können. 3,2 % der chinesisch sprechenden Bevölkerung äußern sich im Xiang-Dialekt.
4) Gan -Dialekt 赣方言 gàn fāng yán
3,3% der chinesisch sprechenden Bevölkerung reden im Gan-Dialekt, er wird in der Provinz Jiangxi gesprochen. Diese Regionalsprache kennt keinen stimmhaften Anlaut. Sie hat normalerweise sechs Töne. Die Silben enden mit Vokalen und mit den Konsonanten n, ng, t und k. Als Gegensatz zum Hochchinesisch wird das t hier als d ausgesprochen.
5) Hakka-Dialekt 客家方言 kè jiā fāng yán
Der Hakka-Dialekt wird im nördlichen Teil der Provinz Guangdong, in Fujian, Taiwan, Guangxi, Hunan, Sichuan und im südlichen Teil von Jiangxi und Guangxi gesprochen. Der Anteil beträgt 3,6 %. Die Hakka (in Hochchinesisch: kè jiā wörtlich: Gastfamilien) stammen aus dem Gebiet des Gelben Flusses, durch Hungesnöte gezwungen, wanderten sie nach Süden aus.
Die Hakka nennen ihre Sprache auch 客家话 hak ka fa oder 土广东话 tu gong dung fa, damit meinen sie den Dialekt der Provinz Guangdong. Einige Einheimische sagen auch 我话 ngai fa (wörtlich: ich, Sprache), also meine Sprache.
Im Hakka-Dialekt gibt es keinen stimmhaften Anlaut. Die Konsonanten m, n und ng stehen neben den Vokalen als Auslaut zur Verfügung. Dieser Dialekt hat sechs Töne. Auch in dieser Region werden xu als f gesprochen.
6) Min-Dialekt 闽方言 mǐn fāng yán
Der Fujian- oder Min-Dialekt wird in einen nördlichen und südlichen Teil aufgeteilt, deshalb sprechen einige Sprachwissenschaftler auch von acht Hauptdialekten.
Der nördliche Fujian-Dialekt wird im Norden der Provinz Fujian und im südlichen Teil von Zhejiang gesprochen. Dagegen wird der südliche Dialekt nicht nur im Süden der Provinz Fujian gesprochen, sondern auch in Teilen von Guangdong und Jiangxi, sowie auf den Inseln Hainan und Taiwan. In dieser Sprache gibt es keinen stimmhaften Anlaut, nur in den Städten Xiamen und Chaozhou werden die Anlaute b und g genutzt. Als Auslaute gibt es m, n, ng, p und k. Dieser Regiolekt hat sieben oder acht Töne. Eine Besonderheit ist hier, dass es kein f gibt und das hochchinesische ch wird als t und das z wird als d gesprochen. Der Anteil der Min-Dialekt sprechenden Personen in China beträgt 5,7 %, auch viele Überseechinesen verwenden diesen Dialekt.
7) Kantonesisch 粤方言 yuè fāng yán
Der kantonesische Dialekt wird vor allem in der Provinz Guangdong, sowie in den Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau gesprochen. Auf kantonesisch heißt diese Sprache 粤 yuè yǔ; yuè ist ein alter Name für die Provinz Guangdong. Diese Sprache kennt keine stimmhaften Anlaute. Die Konsonanten m, n ng, p und k gibt es als Auslaute. Das Kantonesische hat neun oder zehn Töne. Auch hier werden xu zu f. Die Konsonanten j, q und x fehlen im Kantonesischen. Der Anteil der kantonesisch sprechenden Bevölkerung in China beträgt 4 %. Besonders in den Städten Hongkong und Macau ist kantonesisch die Umgangssprache. Auch viele Überseechinesen kommen aus dem kantonesischen Sprachraum.